Räume und Häuser sind sowohl das zentrale Material als auch die wesentliche Metapher im Werk des international bekannten Künstlers Gregor Schneider. Für Haus Esters hat er mit Haus Alhman Aldaas speziell für diesen Ort und seine Geschichte eine neue Arbeit entwickelt. Schneider hat eine Familie eingeladen, für einen gewissen Zeitraum das Museum Haus Esters zu bewohnen. Der Vater ist im Jahr 2015 aus Syrien geflohen und lebt seit einiger Zeit mit seiner Familie, die ihm etwas später gefolgt ist, in Deutschland. Die Familie mit zwei kleinen Kindern hatte sich im Erdgeschoss nach ihren eigenen Wünschen und Vorstellungen eingerichtet. In dieser Zeit, im April 2025 war das Museum für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Das Haus erfüllte wieder seine ursprüngliche Aufgabe und diente als privater Lebensraum. Was geschieht mit einem Museum wie Haus Esters, wenn es von Menschen mit anderem kulturellen Hintergrund bewohnt wird? Welchen ästhetischen Einfluss haben die neuen Bewohner:innen auf die Zimmer und das Museum genommen – und umgekehrt: Wie formen Räume das Leben von Menschen? Mit dem Auszug der Familie Anfang Mai verschwanden sämtliche mobilen Einrichtungsgegenstände. Zurück blieben nur wenige Spuren: Tapeten, Vorhänge, Gebrauchsspuren. Wo die Familie hingezogen ist und heute lebt, bleibt offen. Mit dem Projekt Welcome hinterfragt Gregor Schneider drei grundlegende Dimensionen des Ortes: das Haus als Architektur der Moderne des frühen 20. Jahrhundert, als Schnittstelle zwischen Kunst und alltäglicher Lebenswelt und als musealer Ausstellungsraum. Die temporäre Umnutzung von Haus Esters verweist zugleich auf einen humanitären und rechtlichen Kontext: das Thema Flucht und Migration in Europa.
Gregor Schneider (geb. 1969 Rheydt, jetzt Mönchengladbach) zählt zu den renommiertesten Künstlern der Gegenwart, deren Werk international in Ausstellungen und Sammlungen präsent sind. Sein bekanntestes Werk ist Haus ur in Mönchengladbach-Rheydt. Seit 1985 baut er in diesem Haus akribisch Räume in bestehende Räume hinein. Über Jahrzehnte entwickelte Schneider mit seiner gelagerten Sammlung an Räumen eine eigene Enzyklopädie der Räume. Sein Totes Haus ur wurde auf der Biennale in Venedig 2001 mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet. 2023 erhielt der Künstler den Ernst-Franz-Vogelmann-Preis für seinen Beitrag zur jüngeren Skulpturengeschichte und für sein Lebenswerk. Schneider hat seit 2016 eine Professur für Bildhauerei an der Kunstakademie Düsseldorf inne.
Die Ausstellung Gregor Schneider. Welcome ist Teil der Reihe HLHE Dialog, die seit 2017 in den benachbarten Häusern Lange und Esters stattfindet. Zeitgenössische Positionen aus Kunst, Design und Architektur wie auch historische Themen werden inhaltlich miteinander in Beziehung gesetzt. Der aktuelle Dialog steht unter dem Leitgedanken Der besondere Ort. Das neue ortsbezogene Projekt von Schneider bildet das Gegenüber zur Ausstellung Teilweise möbliert, exzellente Aussicht im Haus Lange.
Es ist eine Edition erschienen (Posterdruck, Auflage 300, 40 Euro) und es wird ein Künstlerbuch erscheinen.
Kuratiert von Sylvia Martin
Am Eröffnungstag der Ausstellung Welcome von Gregor Schneider bieten die Kunstmuseen Krefeld ein umfangreiches Programm für alle Generationen an:
PROGRAMM
11–14 Uhr, HL
Kreativworkshop
für Kinder ab 5 Jahre mit Susanne Ollesch
11.30–12.30 Uhr, HE
Sylvia Martin im Gespräch mit Gregor Schneider
13.30–14 Uhr, HL
Buchvorstellung Teilweise möbliert, exzellente Aussicht
mit Sylvia Martin, Gast: Julian Heynen
Kurzführungen
Teilweise möbliert, exzellente Aussicht und Gregor Schneider. Welcome
Treffpunkt: HL Kasse
14–14.30 Uhr
Familienführung mit Eva Caroline Eick
14.30–15 Uhr
Kurzführung mit Thomas Janzen
15–15.30 Uhr
Familienführung mit Thomas Janzen
15.30–16 Uhr
Kurzführung mit Eva Caroline Eick
11–16 Uhr, HE
Vietnamesisches Street Food und Drinks
mit Banh Mi Bay