Zu den Highlights des Jahres gehört eine Präsentation von Gebrauchsgegenständen des Gestalters Wilhelm Wagenfeld (1900–1990). Ob die berühmte Tischleuchte, die er noch während seiner Zeit am Bauhaus in Weimar entwirft oder die Haushaltsprodukte aus hitzebeständigem Glas, die er mit den Jenaer Glaswerken entwickelt: Mit seinen von Funktionalität und zeitloser Gestaltung geprägten Entwürfen zählt Wagenfeld zu den wichtigsten Produktdesignern des 20. Jahrhunderts. Verbunden mit einem Ankauf, der die Design Sammlung der Kunstmuseen Krefeld maßgeblich stärkt, wird ihm anlässlich seines 125. Geburtstags ein Raum in Sammlung in Bewegung gewidmet.
In einem weiteren Raum ist nun eine Zusammenarbeit mit der Adolf-Luther-Stiftung zu sehen. Im Zentrum der neuen Präsentation um Farbe und Transparenz stehen Adolf Luthers charakteristische Hohlspiegelobjekte – Kompositionen aus quadratischen, konkaven und konvexen Spiegeln in Silber und Blau, die das Licht im Raum erfahrbar machen. Ergänzt werden sie durch eine frühe Entmaterialisierung von 1961: eine pastos in Blau ausgeführte Farbskulptur in einem drehbaren Metallgestell, die deutliche Bezüge zu den monochromen Werken von Yves Klein erkennen lässt. Luther entwickelte mit Glas und Spiegel seine unverwechselbaren Signaturen seines künstlerischen Schaffens. Zusammen mit der Schmuckdesignerin Susanne Dünne entwarf er 1985 außerdem eine Kollektion aus Ring, Kette, Brosche und Uhr. Die Elemente seiner Hohlspiegelobjekte werden in diesen Schmuckstücken aufgegriffen.
Erstmalig präsentiert wird ein Teil des Sammlungsbestands an Objekten außereuropäischer Herkunft. Es handelt sich vor allem um Kunsthandwerk aus Afrika, Ozeanien sowie Südost- und Ostasien, das zwischen 1891 und 1930 an das Kaiser Wilhelm Museum gelangte und der lokalen Kunst- und Gewerbeproduktion als Inspiration dienen sollte. Die Provenienz und die kulturellen Kontexte der Objekte wurden in einem umfangreichen, vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste geförderten Projekt untersucht. Die Präsentation stellt die Objekte vor und erzählt die Geschichte ihrer Herkunft.
Die Kunstmuseen Krefeld erweitern ihre Sammlung mit einer Schenkung der Düsseldorfer Schmuckdesignerin und bildenden Künstlerin Linda Müller. Ihre Werke treten in einen außergewöhnlichen Dialog mit historischen Jugendstilobjekten aus der Gründungszeit des Museums um 1900. Zur historischen Sammlung der KWM gehören Werke des dänischen Silberschmieds Georg Jensen, der 1904 in Kopenhagen seine eigene Werkstatt eröffnete und schnell zu einem der führenden Jugendstil-Schmuckdesigner wurde. Seine floralen und ornamentalen Entwürfe zeugen von der Präzision seiner Handwerkskunst, seinem künstlerischen Gespür und der engen Verbindung zwischen Kunst und Natur. Ergänzt wird dieses Kapitel durch sogenannte Katagami – japanische Färbeschablonen aus dem 19. Jahrhundert. Ihre filigrane Verarbeitung und ästhetische Wirkung inspirierten zahlreiche europäische Künstler und prägten nachhaltig die Formensprache des Jugendstils.
Mit der ersten Ausstellung impressionistischer Malerei in Paris wird im April 1874, vor 150 Jahren, eine neue Kunstströmung geboren. Zeitgleich sorgt die Fotografie als technische Neuerung für Faszination und erweitert das Spektrum künstlerischer Ausdrucksformen. Seither stehen sich Malerei und Fotografie in der bildenden Kunst gewissermaßen als mächtige Konkurrenten gegenüber. Gleichzeitig prägen und beeinflussen sich die beiden Medien gegenseitig. Ebenso wie die Technik wandeln sich auch Umgebung und Lebensrealität der Menschen im fortschreitenden 19. Jahrhundert rapide. Alltägliche Szenen rücken in den Fokus der Malerei, der persönliche Eindruck, die sich je nach Tages- oder Jahreszeit verändernden Lichtverhältnisse und visuelle Stimmungen gilt es einzufangen. Aus die-ser neuen Wahrnehmung der Wirklichkeit entsteht schließlich vor genau 150 Jahren der Impressionismus. Der französische Maler und Mitbegründer des Impressionismus, Claude Monet, malt 1904 das Londoner Parlament an der Themse bei Sonnenuntergang. Er überwindet die naturalistische Farbgebung und vernachlässigt architektonische Details. So wie Claude Monet wegen seiner unkonventionellen Malweise, waren auch die ersten Künstlerfotograf:innen um 1900 umstritten. Der neue Raum im KWM erzählt die Geschichte der Werke einiger Protagonist:innen aus dieser Zeit.
Auf den Impressionismus folgend entsteht Anfang des 20. Jahrhunderts der Expressionismus als weitere bedeutende Strömung in der Kunst. Unter dem Titel Eine gefühlte Welt widmet sich ein Raum im KWM dieser progressiven Malweise, bei der es vor allem um den Ausdruck der inneren Gefühlswelt geht. Während sich in Dresden die Maler der Brücke und in München der Blaue Reiter formierten, entstand im Jahr 1913 anlässlich einer Ausstellung in Bonn eine rheinische Spielart. Unter den teilnehmenden Künstler:innen befanden sich auch die nun in einem Raum im KWM gezeigten Maler Heinrich Campendonk, Helmuth Macke und Heinrich Nauen. Alle drei stammen aus Krefeld, sind eng mit der Geschichte des KWM verbunden und gehören zu den wichtigsten Vertretern des Rheinischen Expressionismus. Der neue Raum in Sammlung in Bewegung erzählt ihre Geschichte und zeigt, wie sich die Malerei von der Leinwand löste und auf Möbel, Textilien, Glasfenster und Wände übertrug.
Ein weiterer neuer Raum auf der 1. Etage des KWM widmet sich den gestalterischen Ideen und der innovativen Formensprache der Moderne in den 1920er Jahren. Gemälde und Druckgrafik wegweisende Positionen wie Piet Mondrian (1872 – 1944), Anni Albers (1899 – 1994) und László Moholy-Nagy (1895 – 1946) sind mit Stahlrohrmöbeln von Ludwig Mies van der Rohe (1886 – 1969) und Marcel Breuer (1902 – 1981) arrangiert, die jüngst als Neuankäufe in die Sammlung der Kunstmuseen Krefeld gelangt sind. Das formale Zusammenspiel von Alltagsgegenständen und Gemälden zeigt, wie fließend die Grenzen zwischen Bild, Raum- und Objektgestaltung zu jener Zeit wurden. Es ging den Künstler:innen und Gestalter:innen um eine systematische Organisation der Mittel, einen allgemein verständlichen Ausdruck und die Reduktion auf elementare Gestaltungselemente. Auf diesen Ideen gründete auch die Lehre am Staatlichen Bauhaus, wo u.a. Marcel Breuer und Anni Albers lernten und das Ludwig Mies van der Rohe später leitete.
Im Jahr 2020 haben die Kunstmuseen Krefeld ein neues Konzept zur Präsentation ihrer Sammlung ins Leben gerufen, das die umfangreichen Bestände dynamisch, abwechslungsreich und in vielfältigen Themen vorstellt. Unter dem Titel Sammlung in Bewegung reihen sich in den 15 Räumen auf der ersten Etage des Kaiser Wilhelm Museums 15 Geschichten wie an einer Perlenkette auf. Immer wieder entsteht ein neuer Raum, und Skulpturen, Gemälde, Fotografie wie auch Design-Objekte fügen sich zu anderen überraschenden Geschichten zusammen. Weitere Räume widmen sich thematisch u.a. Herbert Zangs, der Street Photography und der Pop Art.
Führung mit Thomas Müller
Kosten: Museumseintritt zzgl. 2 Euro
Zwischen den Jahren heißt es bei den Kunstmuseen Krefeld: Wünsch dir was in Sammlung in Bewegung. In 15 Räumen, die von mittelalterlichen Kunstwerken bis zur Moderne reichen, können Besucher:innen selbst entscheiden, welche Gemälde sie näher erklärt bekommen möchten. Von Derick Baegert bis zu Mondrian, Erich Heckel, Christo oder Campendonk – die Auswahl liegt ganz bei Ihnen! Eine wunderbare Gelegenheit, die Feiertage mit inspirierenden Momenten ausklingeln zu lassen.
Führung mit Sabine Sander-Fell
Kosten: Museumseintritt zzgl. 2 Euro
Eintauchen in die Vielfalt von Kunst und Design, das machen die Räume in Sammlung in Bewegung möglich. Im November eröffnet im KWM ein neuer Raum, der sich den spannenden Hintergründen der Restaurierung des Gemäldes Die heilige Sippe aus der Zeit um 1500 widmet. Seit 1897 sammeln die Kunstmuseen Krefeld Werke aus ihren Ausstellungen und Projekten. Heute umfasst die Sammlung über 20.000 Werke und bietet ein faszinierendes Spektrum, das sowohl in ferne Länder und Kulturen entführt als auch hiesige Entwicklungen und Diskurse in Kunst, Design und Architektur beleuchtet.