Im Jahr 2020 haben die Kunstmuseen Krefeld ein neues Konzept zur Präsentation ihrer Sammlung ins Leben gerufen, das die umfangreichen Bestände dynamisch, abwechslungsreich und in vielfältigen Themen vorstellt. Unter dem Titel Sammlung in Bewegung reihen sich in den 15 Räumen auf der ersten Etage des Kaiser Wilhelm Museums 15 Geschichten wie an einer Perlenkette auf. Immer wieder entsteht ein neuer Raum, und Skulpturen, Gemälde wie auch Design-Objekte fügen sich zu anderen überraschenden Geschichten zusammen. Mit dieser lebendigen Form der Dauerpräsentation der Sammlung können interdisziplinäre Zusammenhänge zwischen Kunst, Design und Architektur entstehen und historische Bestände unter aktuellen Fragestellungen reaktiviert werden.
Eine bedeutende Landschaftsmalerei des deutschen Expressionisten und Brücke-Malers Erich Heckel ist als Dauerleihgabe in die Sammlungspräsentation der Kunstmuseen gelangt. Erich Heckels Biografie und die Geschichte seines im KWM gezeigten Werks Nach dem Sturm, das aus Privatbesitz an die Kunstmuseen ausgeliehen wurde, weisen enge Verbindungslinien nach Krefeld und zum KWM auf. Entstanden ist das Gemälde 1918, kurz vor Ende von Heckels Sanitätsdienst im Ersten Weltkrieg in Belgiens Küstenstadt Ostende. Um 1930 kauft der Krefelder Kunstsammler und Industrielle Hermann Lange das Gemälde. 1937 stufen die Nazis Heckels Malerei als „entartet“ ein. Kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs, im Winter 1946/1947, wird Nach dem Sturm in der Ausstellung Expressionismus in Malerei und Plastik im KWM gezeigt. Im Rahmen von Sammlung in Bewegung wird das Gemälde nun zum ersten Mal seit Jahrzehnten wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Ein anderer neuer Raum wird mit einer Fülle eines altbekannten Gegenstands in unterschiedlichsten Formen und Farben bestückt: 100 Vasen. Die Vase dient als Gefäß zur dekorativen Aufbewahrung von Blumen und Pflanzensträußen und verbindet Natur mit heimischer Wohnlandschaft, das Außen und das Innen. Ihr Erscheinungsbild wird seit Jahrhunderten von sich wandelnden Stilen und Moden geprägt. Insgesamt werden hundert von über dreihundert Vasen aus der Sammlung der Kunstmuseen Krefeld gezeigt. Die ausgewählten Vasen stammen aus mehreren Jahrhunderten der Kunst- und Kulturgeschichte, von der griechischen Antike über Barock sowie Jugendstil bis hin zur Moderne. Einige der ältesten Vasen aus der Antike lassen sich auf ca. 530-540 v. Chr. datieren. Die jüngste Vase ist eine Skulptur der zeitgenössischen Künstlerin und Bildhauerin Katharina Fritsch aus dem Jahr 1987. Die ersten Vasen wurden bereits 1885 vom schon damals bestehenden Museumsverein noch vor der Gründung des KWM 1897 angekauft.
Zum männlichen wie auch weiblichen Rollenverständnis um 1900 ist für Sammlung in Bewegung unter dem Titel Körperansichten ein neuer Raum auf der 1. Etage im KWM in Kooperation mit der Kunsthalle Bremen entstanden. Beide Häuser leihen sich längerfristig in diesem Jahr gegenseitig Spitzenwerke aus ihren Sammlungen aus: Das Parlament, Sonnenuntergang (1904) von Claude Monet ist in Bremen und im Gegenzug sind je ein Gemälde von Paula Modersohn-Becker und von Otto Modersohn in Krefeld zu Gast. Die Gemälde Selbstbildnis vor grünem Hintergrund mit blauer Iris (um 1905) von Paula Modersohn-Becker und Paula Modersohn in nächtlichem Garten (1902) von Otto Modersohn lenken die Aufmerksamkeit darauf, wie eine junge Künstlerin sich selbst um 1900 wahrgenommen hat und wie der männliche Blick auf den weiblichen Körper Auskunft über das damalige Rollenverständnis gibt. Skulpturen von Käthe Kollwitz, Gerhard Marcks und Auguste Rodin aus der Sammlung der Kunstmuseen Krefeld ergänzen die Präsentation und vertiefen den Fokus auf verfestigte Rollenbilder, wie sie sich durch Körperansichten in der Kunst um 1900 zeigen.
Weitere Räume widmen sich thematisch u.a. der Becher-Fotoschule, dem Deutschen Werkbund, Heinrich Campendonk oder der Pop Art