Eröffnung: Sonntag, 7. Februar 2010, 11.30, Museum Haus Lange
Anlässlich der Ausstellung Alan Uglow kann der Besucher im Museum Haus Esters in eine Art von Überzeitlichkeit eintauchen. Die radikal reduzierte Bildsprache des Künstlers fordert eine konzentrierte Wahrnehmung von Malerei und eine Intensivierung des Blicks auf formale Details, die den Fluss der Zeit vergessen lassen.
Ende der 1960er Jahre, als Malerei nur mehr als verbrauchtes Medium betrachtet wurde, befreite Uglow (*1941 Luton, Großbritannien, lebt und arbeitet in New York) das Bild von jeglicher erzählerischer Darstellung und verschrieb sich einer konsequenten Reduzierung und Ökonomie der malerischen Mittel: einfache geometrische Formen; klare Linien, die die Bildfläche strukturieren oder die wie ein Rahmen das Bildgeviert umranden; eine limitierte Farbigkeit und Materialität und ein sich ausdehnendes Weiß, das Gemälde, Wand und Ausstellungsraum zusammenbindet.
Mit solchen Elementen baute Alan Uglow, der sich seit 1969 in der lebendigen Szene von New York bewegt, auf den Errungenschaften der Minimal und Concept Art auf und arbeitete parallel zu Künstlern wie Brice Marden, Robert Ryman, Jo Baer oder auch Blinky Palermo an neuen Konzepten für die Malerei. Das viel diskutierte Ende der Malerei hat es für diese Künstler nie gegeben.
Die Bilder von Uglow erscheinen überaus reduziert, und dennoch entfalten sie ein reiches Potential an formalen und materialen Varianten. Wesentlich ist dabei auch die Position der Gemälde im Raum. Einige Arbeiten ruhen auf Klötzchen und lehnen nur an der Wand, wiederum andere hat der Künstler im Museum Haus Esters nur knapp oberhalb der Fußleiste gehängt. Die Erwartung des Ausstellungsbesuchers, dass sich ein Bild auf der Mitte einer Wand befindet, wird unterlaufen.
Alan Uglow zielt auf die Befragung des Bildes selbst ab, in dem er konsequent Zwischenräume besetzt: Seine Arbeiten sind Malerei und Objekt zugleich; Farbe erzeugt bei ihm bildlichen Raum und besitzt ebenso eine eigene stoffliche Präsenz; Gemälde und Ausstellungsraum stehen in Relation zueinander.
Die Fotografien, die Uglow im Museum Haus Esters unter seine Gemälde gemischt hat, deuten eine Dialog an und reflektieren die Anschauung von Malerei. Sie zeigen u.a. Menschen, wie sie etwas betrachten, ohne dass in der fotografischen Aufnahme der Gegenstand der Betrachtung erkennbar ist.
Sechzehn Gemälde und einige Fotoarbeiten aus den letzten zwölf Jahren — darunter auch sieben eigens für die Ausstellung neu entstandene Bilder — fügen sich harmonisch in die klare Architektur von Ludwig Mies van der Rohe ein. Durch den massiven Lichteinfall der großen Fenster erfahren die Werke eine gezielte Steigerung ihrer stofflichen Wirkung.
Das Werk von Alan Uglow ist eine Wiederentdeckung, die unsere heutige, durch Neue Medien beeinflußte Wahrnehmung aushebelt und ein alternatives Seh- und Erkenntnismodell anbietet.
Zur Ausstellung ist ein zweisprachiger Katalog erschienen (Deutsch/Englisch).