Vergangene ausstellung

Ted Partin
Eyes Look Through You
Haus Esters

Eröffnung: Sonntag, 13. Juni 2010, 11.30, Museum Haus Esters

Die Kunstmuseen Krefeld präsentieren in der ersten musealen Ausstellung Von Ted Partin rund 50 Fotoarbeiten. Den überwiegenden Teil bilden Schwarz-Weiß Fotografien aus den Jahren 2003 bis 2009, die Ted Partin speziell für die Räume ausgewählt und in Reihen aufeinander bezogen hat. Zudem zeigt die Ausstellung erstmals farbige Fotoarbeiten (Unikate), an denen Partin seit Ende des Jahres 2009 arbeitet. Ted Partin fokussiert in seinen Fotoarbeiten Menschen einer jungen amerikanischen Generation, die sich losgelöst von ihrer sozialen Herkunft und Stellung allein durch ihren Willen zur Individualität gegenüber der Welt behaupten. Die Aufnahmen, die in einem aufwendigen analogen Verfahren entstehen, besetzen den unbestimmten Raum zwischen dokumentarischer und inszenatorischer Fotografie und lösen damit beim Betrachter eine Kette von widerstreitenden emotionalen Erfahrungen aus.

Der Titel der Ausstellung, Eyes Look Through You, beschreibt treffend die Wirkung der Fotografien von Ted Partin auf den Betrachter. Die unterschiedlichen jungen Menschen, die Partin im häuslichen Ambiente, auf den Straßen von Großstädten, im Auto oder im Freien festgehalten hat, schauen uns zumeist unverwandt und offen an. Ihre Blicke ziehen uns immer wieder in den Bann, und dennoch scheinen nicht allein wir als Betrachter der Adressat der augenblicklichen Aufmerksamkeit zu sein. Vielmehr sind die Personen, obwohl sie während der Aufnahme unmittelbar in das Objektiv schauen, offenbar auch mit sich selbst beschäftigt. Der Betrachter wird damit zum Vertrauten und Voyeur zugleich.

Diese eigentümliche Stimmung der Fotografien nimmt ihren Ausgangspunkt in dem traditionellen Aufnahmeverfahren, das Ted Partin anwendet und das der Schnelllebigkeit des heutigen digitalen Bildtransfers diametral entgegensteht: Partin arbeitet mit einer 8 x 10 Zoll Deardorff Fachkamera, einer Plattenkamera, deren Ausstattung an technische Vorgehensweisen des 19. Jahrhunderts erinnert. Das Aufbauen und Einrichten dieser Kamera erfordert einen erheblichen zeitlichen Aufwand. In dieser Phase stimmen sich der Fotograf, die Kamera und das Motiv, der Mensch, aufeinander ein. Es entsteht ein Bewusstsein für die Wahrnehmung des jeweils anderen. Der aufwendige fotografische Prozess löst zugleich eine Betrachtung des Selbst bei der dargestellten Person aus, die sich ebenso in das Bild einschreibt. Die Menschen präsentieren sich in den Fotografien von Ted Partin daher immer in einer Art natürlicher Pose, einer Haltung, in der sich ein privater und öffentlicher, ein intimer und distanzierter Anteil vermischen.

Ted Partin, der 1977 in Tarrytown, New York, geboren wurde und in New York City lebt, hat bei dem berühmten ‚street photographer’ Tod Papageorge und bei Gregory Crewdson studiert, den die Kunstmuseen Krefeld 2006 mit seinen von der Filmproduktion inspirierten Fotografien vorstellt haben.

Katalog 24 Euro
(mit Texten von Klaus Honnef, Jeffrey Ladd und einem Interview von Sylvia Martin mit Ted Partin, Englisch/Deutsch, 120 Seiten, Hirmer Verlag München)