Mit Eva Koťátková (*1982) und Ketty La Rocca (1938-1976) zeigen die Kunstmuseen Krefeld zwei Künstlerinnen, deren Werk über Generationen hinweg in einen vielschichtigen Dialog tritt. Im Zentrum steht der Körper als Träger physischer und mentaler Prägung und Erziehung, als Ausdruck von Entfremdung und Sprachlosigkeit wie auch als Medium für mögliche neue Kommunikationsformen. Die Rolle des Individuums in einer von Normen bestimmten Umgebung wird gerade durch die künstlerische Nähe der Arbeiten in seiner historischen wie aktuellen Relevanz spürbar.
Für beide Künstlerinnen ist es der erste große museale Auftritt im Rheinland. Ketty La Rocca, deren Werk sich in einem Zeitraum von nur zehn Jahren, ab Mitte der 1960er Jahre bis zu ihrem frühen Tod 1976 entwickelt, gehört zu den wichtigsten Protagonistinnen der Konzeptkunst und Body Art in Italien. Die Ausstellung versammelt eine Auswahl ihrer zentralen Werkgruppen: beginnend mit frühen Collagen aus Zeitschriften, unterlegt mit gesellschaftskritischen Kommentaren, über Performances, Filme und Fotos, in denen Hände zu Protagonisten einer neuen Sprache werden, bis hin zu den Röntgenaufnahmen ihres Schädels, die La Rocca mit Aufnahmen ihrer Hand überblendet und mit dem wie ein Mantra wiederkehrenden Wort „You“ beschriftet.
Das Werk der tschechischen Bildhauerin Eva Kot‘átková, die 2013 mit ihrer Installation auf der Biennale Venedig Aufsehen erregte, entfaltet sich als surreale, oft auch verstörende Erzählung. Die Künstlerin belebt Haus Esters wie eine Bühne mit Szenarien fragmentierter Körper und Requisiten, die fragwürdigen erzieherischen Zwecken dienen. Das für die diesjährige Art Basel konzipierte Puppentheater, das manipulierte Handlung und Rollenverhalten modellhaft auslotet, wird in neuer Form als Installation gezeigt. Im Konzept der für Krefeld entwickelten Ausstellung schwingt die Geschichte von Haus Esters mit, dessen Grundriss mit separaten Damen-, Herren- und Kinderzimmern auf konventionellen Familienstrukturen basiert. Gleichsam als Bild für erzieherische Konventionen hat. Eva Kot’átková in Anlehnung an historische Lauflernhilfen Objekte entwickelt, Käfigen ähnlich, die ebenso stützen wie einengen. Zur Benutzung in der Ausstellung bestimmt, kann sich der Besucher mittels dieser Gehhilfen seinen eigenen Erfahrungsraum schaffen.
Zur Ausstellung wird ein Katalog erscheinen.