Von Jugendstil bis ZERO, von Claude Monet bis Gerhard Richter – die Sammlung der Kunstmuseen Krefeld umfasst heute rund 24.000 Werke vom späten Mittelalter bis zur Gegenwart und wächst kontinuierlich weiter.
Die Kunstmuseen Krefeld arbeiten kontinuierlich mit ihrer reichen und diversen Sammlung. Präsentieren und Forschen gehen dabei häufig Hand in Hand. Viele thematische wie auch monografische Ausstellungen haben konkrete Bezüge zur Sammlung und werden aus eigenen Beständen bereichert. In Sammlung in Bewegung auf der 1. Etage des Kaiser Wilhelm Museums ist ein Teil der Bestände dauerhaft zu sehen. Hier können 15 Themen in 15 Räumen erlebt werden. Regelmäßig werden einzelne Räume neu inszeniert, so dass die Vielfalt der Sammlung sichtbar ist. In der Reihe der Sammlungssatelliten beschäftigen sich kreative Köpfe aus unterschiedlichen Sparten mit der Sammlung oder Historie des Hauses und schaffen neue Arbeiten.
Neben den Ausstellungen und der Dauerpräsentation gibt es sowohl im Kaiser Wilhelm Museum wie auch im Haus Lange Haus Esters fest verankerte Werke und Installationen von Joseph Beuys, Elmgreen & Dragset, Yves Klein, Johan Thorn Prikker und anderen. Im Garten von Haus Lange Haus Esters befinden sich weitere skulpturale Arbeiten von Michael Craig-Martin, Ludger Gerdes, Berto Ladera, Richard Long, Claes Oldenburg, David Rabinowitch, Ulrich Rückriem, Thomas Schütte und Richard Serra. Im Gartenhaus von Haus Esters befindet sich eine ortsbezogene Installation der amerikanischen Künstlerin Andrea Zittel.
Zu den Highlights des Jahres gehört eine Präsentation von Gebrauchsgegenständen des Gestalters Wilhelm Wagenfeld (1900–1990). Ob die berühmte Tischleuchte, die er noch während seiner Zeit am Bauhaus in Weimar entwirft oder die Haushaltsprodukte aus hitzebeständigem Glas, die er mit den Jenaer Glaswerken entwickelt: Mit seinen von Funktionalität und zeitloser Gestaltung geprägten Entwürfen zählt Wagenfeld zu den wichtigsten Produktdesignern des 20. Jahrhunderts. Verbunden mit einem Ankauf, der die Design Sammlung der Kunstmuseen Krefeld maßgeblich stärkt, wird ihm anlässlich seines 125. Geburtstags ein Raum in Sammlung in Bewegung gewidmet.
In einem weiteren Raum ist nun eine Zusammenarbeit mit der Adolf-Luther-Stiftung zu sehen. Im Zentrum der neuen Präsentation um Farbe und Transparenz stehen Adolf Luthers charakteristische Hohlspiegelobjekte – Kompositionen aus quadratischen, konkaven und konvexen Spiegeln in Silber und Blau, die das Licht im Raum erfahrbar machen. Ergänzt werden sie durch eine frühe Entmaterialisierung von 1961: eine pastos in Blau ausgeführte Farbskulptur in einem drehbaren Metallgestell, die deutliche Bezüge zu den monochromen Werken von Yves Klein erkennen lässt. Luther entwickelte mit Glas und Spiegel seine unverwechselbaren Signaturen seines künstlerischen Schaffens. Zusammen mit der Schmuckdesignerin Susanne Dünne entwarf er 1985 außerdem eine Kollektion aus Ring, Kette, Brosche und Uhr. Die Elemente seiner Hohlspiegelobjekte werden in diesen Schmuckstücken aufgegriffen.
Erstmalig präsentiert wird ein Teil des Sammlungsbestands an Objekten außereuropäischer Herkunft. Es handelt sich vor allem um Kunsthandwerk aus Afrika, Ozeanien sowie Südost- und Ostasien, das zwischen 1891 und 1930 an das Kaiser Wilhelm Museum gelangte und der lokalen Kunst- und Gewerbeproduktion als Inspiration dienen sollte. Die Provenienz und die kulturellen Kontexte der Objekte wurden in einem umfangreichen, vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste geförderten Projekt untersucht. Die Präsentation stellt die Objekte vor und erzählt die Geschichte ihrer Herkunft.
Die Kunstmuseen Krefeld erweitern ihre Sammlung mit einer Schenkung der Düsseldorfer Schmuckdesignerin und bildenden Künstlerin Linda Müller. Ihre Werke treten in einen außergewöhnlichen Dialog mit historischen Jugendstilobjekten aus der Gründungszeit des Museums um 1900. Zur historischen Sammlung der KWM gehören Werke des dänischen Silberschmieds Georg Jensen, der 1904 in Kopenhagen seine eigene Werkstatt eröffnete und schnell zu einem der führenden Jugendstil-Schmuckdesigner wurde. Seine floralen und ornamentalen Entwürfe zeugen von der Präzision seiner Handwerkskunst, seinem künstlerischen Gespür und der engen Verbindung zwischen Kunst und Natur. Ergänzt wird dieses Kapitel durch sogenannte Katagami – japanische Färbeschablonen aus dem 19. Jahrhundert. Ihre filigrane Verarbeitung und ästhetische Wirkung inspirierten zahlreiche europäische Künstler und prägten nachhaltig die Formensprache des Jugendstils.
Unter dem Titel Eine gefühlte Welt widmet sich ein Raum im KWM dieser progressiven Malweise, bei der es vor allem um den Ausdruck der inneren Gefühlswelt geht. Während sich in Dresden die Maler der Brücke und in München der Blaue Reiter formierten, entstand im Jahr 1913 anlässlich einer Ausstellung in Bonn eine rheinische Spielart. Unter den teilnehmenden Künstler:innen befanden sich auch die nun in einem Raum im KWM gezeigten Maler Heinrich Campendonk, Helmuth Macke und Heinrich Nauen. Alle drei stammen aus Krefeld, sind eng mit der Geschichte des KWM verbunden und gehören zu den wichtigsten Vertretern des Rheinischen Expressionismus. Der neue Raum in Sammlung in Bewegung erzählt ihre Geschichte und zeigt, wie sich die Malerei von der Leinwand löste und auf Möbel, Textilien, Glasfenster und Wände übertrug.
Ein weiterer neuer Raum auf der 1. Etage des KWM widmet sich den gestalterischen Ideen und der innovativen Formensprache der Moderne in den 1920er Jahren. Gemälde und Druckgrafik wegweisende Positionen wie Piet Mondrian (1872 – 1944), Anni Albers (1899 – 1994) und László Moholy-Nagy (1895 – 1946) sind mit Stahlrohrmöbeln von Ludwig Mies van der Rohe (1886 – 1969) und Marcel Breuer (1902 – 1981) arrangiert, die jüngst als Neuankäufe in die Sammlung der Kunstmuseen Krefeld gelangt sind. Das formale Zusammenspiel von Alltagsgegenständen und Gemälden zeigt, wie fließend die Grenzen zwischen Bild, Raum- und Objektgestaltung zu jener Zeit wurden. Es ging den Künstler:innen und Gestalter:innen um eine systematische Organisation der Mittel, einen allgemein verständlichen Ausdruck und die Reduktion auf elementare Gestaltungselemente. Auf diesen Ideen gründete auch die Lehre am Staatlichen Bauhaus, wo u.a. Marcel Breuer und Anni Albers lernten und das Ludwig Mies van der Rohe später leitete.
Im Jahr 2020 haben die Kunstmuseen Krefeld ein neues Konzept zur Präsentation ihrer Sammlung ins Leben gerufen, das die umfangreichen Bestände dynamisch, abwechslungsreich und in vielfältigen Themen vorstellt. Unter dem Titel Sammlung in Bewegung reihen sich in den 15 Räumen auf der ersten Etage des Kaiser Wilhelm Museums 15 Geschichten wie an einer Perlenkette auf. Immer wieder entsteht ein neuer Raum, und Skulpturen, Gemälde, Fotografie wie auch Design-Objekte fügen sich zu anderen überraschenden Geschichten zusammen. Weitere Räume widmen sich thematisch u.a. der Street Photography und der Pop Art.
Auf der 1. Etage des Kaiser Wilhelm Museums sind aktuell in Sammlung in Bewegung Werke zu sehen von: Anni Albers, Heinrich Campendonk, Alan Charlton, Eric Chevallier, Katharina Fritsch, Günter Fruhtrunk, Dan Graham, Erich Heckel, Anton Henning, Yves Klein, Adolf Luther, Helmuth Macke, Ludwig Mies van der Rohe, Laszlo Moholy-Nagy, Piet Mondrian, Linda Müller, Heinrich Nauen, Gerhard Richter, Dieter Roth, Wilhelm Wagenfeld, Andy Warhol und anderen.















Seit 2018 laden die Kunstmuseen mit der Projektreihe der Sammlungssatelliten Kunstschaffende aus unterschiedlichen Disziplinen ein, sich mit der Sammlung, Museumsgeschichte und der Architektur der drei Häuser – Kaiser Wilhelm Museum, Haus Lange, Haus Esters – auseinanderzusetzen und sie auf neuartige Weise zu erschließen.
Die wissenschaftliche Bearbeitung der Sammlung wie auch des umfangreichen Schriftarchivs zählt zu den Kernaufgaben des Museums.
Das Ziel der restauratorischen Arbeit an den Kunstmuseen Krefeld ist es, die reiche Sammlung für zukünftige Generationen zu bewahren. Hiermit verbunden ist ein kontinuierlicher Prozess aktiver und präventiver Bestandspflege.