Modelle, die eine Welt im kleinen Maßstab zeigen, Bäume, die das Verhältnis zwischen Kultur und Natur symbolisieren, Bilder, die Skulpturen sind, Worte, die aus der Alltagssprache herausfallen und ein Mann mit Zylinder, der in einem Moment ein Gemälde betrachtet und im nächsten verschwunden ist – Ludger Gerdes (1954 - 2008) öffnet mit seinen Arbeiten unterschiedliche Wege und schafft viele Formen, um das Nachdenken über Kunst und Gesellschaft, Architektur und Natur, Abstraktion und Figuration, Geschichte und Gegenwart anzustoßen. In den 1980er Jahren gehörte er zu jenen Künstlern, die parallel zum wilden Sound des Punks und einer neoexpressiven Malerei eine neue Erzählfreudigkeit in die Skulptur und Installation einführten. Zusammen mit Harald Klingelhöller, Wolfgang Luy, Reinhard Mucha und Thomas Schütte bildete er eine Diskussionsgemeinschaft, die so genannten Modellbauer.
Mit der Ausstellung Von Angst bis Wollen widmen die Kunstmuseen Krefeld dem Künstler Ludger Gerdes die erste Retrospektive. Skulpturen, Installationen, Gemälde, Papierarbeiten wie auch Fotoarbeiten und eine Diaprojektion, rund 60 Arbeiten geben einen lebendigen Einblick über das Gesamtwerk, das sich zwischen 1976 und 2008 spannt. Zwei Werke – Ohne Titel von 1992 und Antinomie von 1984 – wurden mit Hilfe von noch vorhandenen Einzelelementen für die Ausstellung reinszeniert. Das Bau-Bild Krefeld, Gartenfragment, das Gerdes 1984 in Auseinandersetzung mit der Architektur von Ludwig Mies van der Rohe geschaffen hat, kehrt als Gast aus Saint-Étienne (Musée d’art moderne et contemporain de Saint-Étienne-Métropole) noch einmal an den Ort seiner Entstehung zurück. Die Anfänge des Oeuvres Ende der 1970er Jahre, als sich viele künstlerischen Aspekte bereits verfestigten, sind ebenso vertreten wie das skulpturale Hauptwerk der 1980er Jahre und die fast noch unbekannten Fotoarbeiten, die nach 2003 entstanden.
Das Projekt ist eine Kooperation mit der Stiftung Kunstfonds Archiv für Künstlernachlässe und der Kunsthalle zu Kiel. Zur Ausstellung erscheint im Verlag für moderne Kunst eine Publikation, die über die Ausstellung hinaus das Oeuvre von Ludger Gerdes in seiner Breite vorstellt. Das Buch wird von Sylvia Martin und Anette Hüsch herausgegeben; die Texte haben Martin Hartung, Heide Häusler, Wolfgang Ullrich und Dörte Zbikowski verfasst.