Eröffnung: 23. Oktober 2011, Sonntag, 11:30 Uhr, Museum Haus Esters
Mamma Andersson (*1962 Luleå, Schweden) gehört zu den wichtigsten zeitgenössischen Künstlern Skandinaviens. Ihren ersten internationalen Erfolg hatte sie 2003, als sie anlässlich der Biennale Venedig in den nordischen Pavillon eingeladen wurde. Im Jahr 2007 richtete das Moderna Museet, Stockholm, ihre erste Retrospektive aus, die anschließend in Helsinki und London gezeigt wurde. Mit der eigens für das Museum Haus Esters, Krefeld, konzipierten Ausstellung wird die Künstlerin nun zum ersten Mal in Deutschland vorgestellt. In der Krefelder Ausstellung Dog Days werden etwa 14 neue Gemälde und 4 Arbeiten auf Papier gezeigt, die im Zeitraum eines Jahres entstanden sind.
In ihrer Malerei lässt Mamma Andersson verschiedene Quellen zu überraschenden, mehrschichtigen Amalgamen zusammenfließen. So bezieht sie sich einerseits auf die Tradition der nordischen Landschaftsmalerei des 19. und 20. Jahrhunderts (Dick Bengtsson, Carl Fredrik Hill, Ernst Josephson u.a.), während sie andererseits Interieurs als Vorlage verwendet, die aus kriminaltechnischen Recherchen stammen und daher ungeschminkte, gewöhnliche Räume in ihre Gemälde eindringen lassen. „Es ist die alltägliche, langweilige Zeit, die mich am meisten anzieht“, so die Künstlerin. Ferner benutzt sie Szenarien aus Theaterprospekten, in denen reale Lebenssituationen konzentriert veranschaulicht werden. Nicht zuletzt sind Mamma Anderssons Arbeiten immer mit persönlicher Lebenserfahrung angereichert und verdanken sich einer subjektiven, emotionalen Perspektive.
Mamma Andersson malt nicht in Serien; vielmehr ist jedes Gemälde von einer eigenen inneren Notwendigkeit geleitet. Das gilt auch für die Maltechnik. Im Laufe der Jahre hat sich die Künstlerin ein ganzes Arsenal experimenteller maltechnischer Möglichkeiten erarbeitet, die aber stets auf das Bildmotiv abgestimmt und dort mit Bedeutung angereichert werden. Sie wechselt dabei ohne weiteres von minutiöser Detailtreue zu gestisch-abstrakten Partien, die den Gemälden eine geradezu unheimliche Suggestivkraft verleihen. So gerät etwa die Darstellung eines gewöhnlichen Spaziergangs zu einem mehr oder minder offenen Familiendrama, in welchem ihre Protagonisten mit psychologischer Schärfe umrissen werden. Auch wo die Künstlerin auf die Darstellung von Personen verzichtet, werden Interieurs und Dinge der Außenwelt durch malerische Mittel psychologisch aufgeladen. So entpuppt sich die Darstellung eines gewöhnlichen Kinderzimmers näher besehen als Ort von Einsamkeit und Destruktion, ein leeres Schiffsdeck von schwarzer See umgeben als Metapher existenziellen Ausgeliefertseins. Mit spärlichen, auf das Notwendigste konzentrierten Gesten und Detailschilderungen gelingt es Mamma Andersson, Szenarien zu entwerfen, die immer auf die Conditio humana als Ganzes zielen.
Im Laufe der Ausstellung (voraussichtlich Dezember) wird ein Katalog erscheinen, der sämtliche Arbeiten dokumentiert, mit Texten von Elfriede Jelinek und Martin Hentschel.
Die Ausstellung und der Katalog werden großzügig unterstützt durch die Sparkassen-Kulturstiftung Krefeld und die Freunde der Kunstmuseen Krefeld e.V.