Vergangene ausstellung

Anne Chu
Animula Vagula Blandula
Haus Lange

In ihren Bildern und Skulpturen beschäftigt sich Anne Chu (*1959 New York, USA, lebt und arbeitet in New York) vorwiegend mit historischen Themen, wobei sie westliche und asiatische Kulturkreise in Dialog setzt. Sie bedient sich der Geschichte wie eines Steinbruchs und aktualisiert diese im Hinblick auf eine zeitgenössische Rezeption. Ausgangspunkte ihrer Werke sind u. a. chinesische Grabskulpturen, indische Tempelskulpturen, römische Figuren aus Pompeji und Herculaneum oder auch die Architekturmodelle von Antonio Gaudí.

Auf Einladung der Kunstmuseen Krefeld hat Anne Chu im Jahr 2010 das Museum Haus Lange besucht und von diesen Eindrücken ausgehend einen eigenständigen Werkzyklus entwickelt, der präzise auf die Mies-Villa zugeschnitten ist. Der lateinische Ausstellungstitel Animula Vagula Blandula bezieht sich auf Marguerite Yourcenars in Briefform verfassten Roman „Ich zähmte die Wölfin: Die Erinnerungen des Kaisers Hadrian“. Animula Vagula Blandula ist der Anfang des von Hadrian selbst verfassten Gedichtes für sein Mausoleum, das übersetzt wie folgt lautet: „Kleine Seele, schweifende, zärtliche, Gast und Gefährtin des Leibes, Wohin wirst du nun entschwinden? An Orte, die bleich sind, starr und düster, Und du wirst nicht mehr wie gewohnt scherzen.“

Im Zentrum der Krefelder Ausstellung steht eine Gruppe von dreizehn schwebenden „Putti“ aus glasierter Keramik; sie sind römischen Fresken entlehnt. Flankierend erinnert ein lebensgroßer Torso aus Nickel-Silber - ebenfalls auf eine römische Skulptur bezogen - an die Sterblichkeit des Menschen. Wiederum begleitend stellen zwei Porzellan-Skulpturen von Kindern, die verschiedenen Gemütsverfassungen dar. So entsteht ein irritierendes Gesamtkunstwerk, das unentwegt zwischen Gegenwart und historischer Vergangenheit changiert - eine Installation, die sich gerade in der modernistischen Architektur der Villa Lange zu höchster Präsenz entfaltet. Begleitend dazu hat Anne Chu einen Zyklus von farbigen Zeichnungen erarbeitet, der im Obergeschoß gezeigt wird und das skulpturale Ensemble formal und inhaltlich ergänzt. Im Museum Haus Lange wird das Werk von Anne Chu erstmals in Deutschland vorgestellt.

Im Laufe der Ausstellung (voraussichtl. Dezember) wird ein Katalog erscheinen, der den skulpturalen und zeichnerischen Zyklus umfassend darstellt und von Texten der US-amerikanischen Autoren Cornelia H. Butler, Ingrid Schaffner und Paul Bloodgood begleitet wird.