Mit drei neuen Räumen in Sammlung in Bewegung setzen die Kunstmuseen Krefeld neue Akzente auf jüngste Schenkungen, lang nicht gezeigte Werke sowie Highlights der Sammlung. Der erste der neuen Räume nimmt seinen Ausgangspunkt beim Sammlungsschwerpunkt der „Neuen Realisten“, die in den 1960er Jahren mit provozierendem Material und radikalen Gesten berühmt wurden. Hauptwerke der Sammlung von Christo, Arman, Daniel Spoerri und Marcel Broodthaers treten in Dialog mit drei Krefelder Kunstschaffenden, deren Werke vor kurzem durch Schenkungen in die Sammlung kamen und ebenfalls auf der direkten Interaktion mit dem privaten Umfeld oder dem öffentlichen Raum beruhen. Für den Objektkünstler Axel Vater (1949 – 2014) konnte jedes Material zum Anlass für seine vieldeutigen Assemblagen werden. Silvia Klara Breitwieser (geb. 1939) verwendet für ihre Fotocollagen vor allem Textilien ihrer häuslichen Umgebung. Will Cassel (geb. 1927), dessen frühe Zeichnungen schon in den 1950er Jahren im Kaiser Wilhelm Museum zu sehen waren, fand im Symbol des Gartenzwergs eine politische Figur, einen ständigen Begleiter im Kampf gegen Bevormundung und Umweltzerstörung.
Ein weiterer Raum, der ebenfalls von Sammlungskustodin Magdalena Holzhey arrangiert wurde, widmet sich Siegfried Cremer (1929 – 2015), dessen künstlerische Entwicklung enger mit Krefeld verbunden ist als mit jedem anderen Ort. Nach seiner Ausbildung zum Bildhauer, Maler und Restaurator leitete Cremer von 1955 bis 1964 die Restaurierungswerkstatt im Kaiser Wilhelm Museum. Er begleitete in dieser Zeit als enger Mitstreiter das progressive Programm von Direktor Paul Wember und entwickelte seine erfindungsreiche künstlerische Sprache in Auseinandersetzung mit zahlreichen Impulsen seiner Krefelder Zeit. Dank der großzügigen Schenkung der Familie von Siegfried Cremer besitzen die Kunstmuseen Krefeld nun fast 30 Werke.
Anlässlich der Präsentation der Schenkung erscheint eine kleine Publikation. Noch bis zum 12. März zeigt der Krefelder Kunstverein eine Einzelausstellung von Siegfried Cremer und ist am 2. März 2023 ebenfalls von 18 bis 20 Uhr geöffnet.
Der dritte der neuen Sammlungsräume widmet sich der Künstlergruppe 1945 Krefeld. Ihre Vertreter:innen bemühen sich nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs um eine Anbindung an die progressive Bildsprache der Moderne des frühen 20. Jahrhunderts. Bis Ende der 1950er Jahre werden die Werke dieser niederrheinischen Künstler:innen sowohl in Einzel- als auch in Gruppenausstellungen im Kaiser Wilhelm Museum gezeigt und für die Sammlung angekauft. Ein häufig wiederkehrendes Sujet ist die niederrheinische Landschaft, die in starkem Gegensatz zu den kriegszerstörten Ruinenstädten steht, wie sie historische Fotografien eindrücklich dokumentieren. Der Raum wurde vom Restaurator der Kunstmuseen Sebastian Köhler kuratiert und konnte dank einer Kooperation mit dem Krefelder Stadtarchiv realisiert werden.
In der Führung mit Kunstvermittler Thomas Janzen werden schwerpunktmäßig die neuen Räume in der Sammlung mit Werken von Arman, Will Cassel, Siegfried Cremer, Joseph Cornell, Daniel Spoerri, Axel Vater und anderen vorgestellt. Darüber hinaus wird in einen Raum mit Werken niederrheinischer Maler der Nachkriegszeit in Konfrontation mit fotografischen Bildern der Kriegszerstörungen eingeführt.
Wie Leben und Kunst zusammen gehen können war ein großes Thema der 1950er und 1960er Jahre. Alltagsdinge wurden kunstwürdig, wobei auch der Klang des Materials Beachtung fand. Beim KIP verbinden wir die Ausstellung ON AIR und die neuen Räume in Sammlung in Bewegung - mit Werken Krefelder Künstler wie Axel Vater und Will Cassel - die an diesem Abend eröffnet werden (mehr: Sammlung). Programmpunkte sind Performances zu Jannis Kounellis und Daniel Spoerri, eine Musikperfomance von Meat.Karaoke.Quality.Time, Objet-Trouvé-Workshops und Führungen.
Für Speis und Trank sorgt das Vietnamesische Restaurant Banh Mi Bay
Ausschank an allen Abenden eine Stunde länger als die Ausstellungsöffnungszeit, bis 22 Uhr.